Aurelio in Büron, Luzern
Hofbesuche ohne Hund
Patenschaften für Rinder, Hühner, Schweine, …
Als junger Landwirt übernahm Beat den elterlichen Hof 2014 mit 26 Milchkühen und rund 200 Mastschweinen. Als eine Tierfreundin eines der Mastschweine, in das sie sich verliebt hatte, freikaufen wollte, nahm die Geschichte ihren Lauf. Felix, das Glücksschwein, durfte weiterleben und verhalf dazu, dass sich Beat und Claudia, Felix’ Retterin, kennen und lieben lernten.
Im Frühling 2020 wurde begonnen, vom Milch- und Mastbetrieb zu einem Lebenshof umzustellen, auf dem heute “nutzlose” Rinder und Schweine, sowie Hühner, Alpakas und Ziegen glücklich leben.
Die Wege des Glücks und der Liebe sind manchmal unergründlich. Beat hätte sich 2014, als er den Hof übernahm, wohl nie gedacht, einmal etwas anderes zu machen, als Milch und Fleisch zu produzieren. Bis ein Jahr nach der Hofübernahme das Telefon klingelte: “Die Anruferin wollte eines meiner 200 Mastschweine kaufen. Sie heiße Claudia, habe sich in das Schweinchen verliebt und wolle es vor dem sicheren Tod retten. Der Platz auf einem Gnadenhof sei organisiert. Ich freute mich für das Schwein und willigte sofort ein. Claudia lud mich ein, das Schwein, das nun Felix hieß, auf dem Gnadenhof zu besuchen. Dort sah ich den Hund Buci und es war um mich geschehen. Ich adoptierte den Vizslamix Rüden vom Gnadenhof auf der Stelle. Von da an besuchten Claudia und ich mit unseren Hunden einmal pro Woche dieselbe Hundeschule.“
2015 zog Claudia auf den Hof und half in ihrer Freizeit tatkräftig mit, bis sie ihre Vollzeitstelle kündigte und nur noch am Hof tätig war. Als langjährige Vegetarierin fiel es ihr jedoch schwer, die frischgeborenen Kälber den Müttern wegzunehmen. Auch Beat machte sich viele Gedanken und begann, die Fütterung der Kühe umzustellen. Es gab von da an kein ausländisches Soja mehr, sondern nur noch Futter, das auf dem eigenen Hof wächst.
Auch in der Tierhaltung veränderte sich einiges: “Wir ließen die Kälber bei den Müttern trinken, ließen zu, dass Mutter und Kalb eine Bindung aufbauten. Es war schön zu sehen, wie liebevoll sich die Kühe um ihre Kälber kümmerten. Doch dieses Glück währte ja nicht lange, denn die Kälber mussten den Hof nach drei Wochen bereits wieder verlassen. Und dann kam Aurelio zur Welt. Wie sich später herausstellte, hatte er mehrere Gendefekte. Eines seiner Öhrchen war winzig, er hatte Gleichgewichtsstörungen und brauchte unsere Hilfe beim Trinken. Ganze vier Tage lang konnte Aurelio nicht alleine bei seiner Mutter am Euter trinken. Er wuchs uns derart ans Herz, dass wir ihn nicht weggeben konnten. Wir suchten Paten, damit er auf dem Hof bleiben konnte. Und immer mehr wünschten wir uns, keine Tiere mehr weggeben zu müssen. Wir fanden Rat und Unterstützung bei Sarah Heiligtag von Hof Narr und die Idee eines Lebenshofes war geboren.“
So kam es, dass der Lebenshof Aurelio entstand und der Betrieb im Laufe der folgenden Monate umgestellt wurde. Der Namensgeber Aurelio wurde leider nur zwei Monate alt. Er starb an einem Herzfehler, doch seine Spuren sind immer noch sichtbar.
Seit Ende 2020 wird am Lebenshof Aurelio keine Kuh mehr gemolken, kein Huhn genutzt und kein Schwein geschlachtet. Beat und Claudia ernähren sich mittlerweile komplett vegan und produzieren Süßmost und Haferdrink, den sie im Hofladen verkaufen. Für alle Tiere, die am Hof leben, können Patenschaften übernommen werden. Alle paar Wochen findet eine Hofführung mit Verköstigung statt, wo man Aurelios Schützlinge kennenlernen kann.
© Fotos: Aurelio, Isabelle Dahinden, Brigitte Marty, Kurt Reichenbach